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"Carne con Carne", oder "Heute gibt es Fleisch"Nach einem langem Flug über Lissabon und Sao Paulo kommen wir endlich
mit zwei Stunden Verspätung am Flughafen Asuncion, der Hauptstadt von
Paraguay, an. Der ist nicht viel größer als der von Linz! Walter wartet schon auf uns und wir fahren die 150 km zu ihm nach Hause in seinem 73er Landrover, den wir noch gut kennenlernen werden. Das Land ist ziemlich flach, das Klima sehr warm, sicher 25 Grad; die Hauptstrasse ist asphaltiert, jede Abzweigung ist aber gleich Sand- und Schotterpiste. Die Gegend südlich von Asuncion ist dicht besiedelt; Dorf an Dorf mit diversen kleinflächigen Bepflanzungen zwischendurch. Alles erinnert mich an eine Mischung zwischen ländlichen Thailand und australischem Outback. Coronel Oviedo, Walters Heimatort seit über 20 Jahren, ist ziemlich groß, 120,000 Einwohner, aber so was wie ein Stadtzentrum gibt's hier nicht. Die Strassen, zumeist nicht asphaltiert, sind schachbrettmäßig geplant. Er wohnt mit seiner Frau Domi und deren Mutter in einem netten eingeschossigen Haus, das im Garten und Hof viel Platz für diverse Fahrzeuge und Schraubertätigkeiten bietet. Unter der Terrasse im Garten trinken wir mal unser erstes paraguayanisches Bier (gar nicht schlecht!), den ersten Kaffee, versuchen mal irgendwie anzukommen und besprechen mal unsere Pläne für die nächsten 4 Wochen. Wir erfahren, daß sich ganz spontan noch zwei weitere Traveller angemeldet haben; ein australisches Paar, das dann des späteren Nachmittags auch ankommt. Fiona und Bryan, beide so ca. 45 Jahre, sind ziemlich relaxte Leute; sehr schnell ist klar, dass wir ein gutes Reiseteam werden. Nach einem noch langem Abend mit einigen Bieren und ausgedehntem Landkartenstudium auf der Terrasse krieg ich dann sogar ein Einzelzimmer in seinem Haus. Noch dazu das mit dem Internetanschluß, sodaß ich sogar problemlos nach Österreich skypen kann! Am Dienstag früh geht's dann los. Noch schnell eine Lebensmittelgrundausstattung im nächstgelegenen Supermarkt gekauft (ja, so was gibt's hier auch!) und es geht los. Ich krieg die Sahara-Ente (mit wechselnden Beifahrern), die ich zuerst sehr, sehr vorsichtig steuere angesichts der Tatsache, dass es sich ja um einen einmaligen Eigenbau handelt und auch die Schaltung etwas anders als gewohnt funktioniert. Und den ersten Gang muß ich meistens sowieso mit Nachdruck reinschieben, weil er ständig wieder raushüpft. Aber nach 30 - 40 km bin ich schon halbwegs vertraut mit der Ente (außer der verflixten umgekehrten Schaltung!) aber trotzdem froh, dass die ersten 200 km Asphalt sind. Die Gegend ist wie gestern, flach, dicht besiedelt, ländlich-rustikal und auch von der Vegetation her irgendwie asiatisch, verschiedene Palmenarten und hohes Gras links und rechts. Dann kommt die erste Piste! Man kann sich diese Pisten vorstellen wie sehr schlecht gepflegte Forstwege. Solang das Wetter trocken ist, geht's noch (ja, wir haben Glück!), bei anhaltendem Regenwetter - und das gibt's hier oft! - ist hier wohl auch für Allradfahrzeuge kein durchkommen mehr! Nach einer doch kurzen Eingewöhnungsphase - ich bin ja schon Raid Australia geprüft! - macht das aber sehr viel Spass; vor allem, nachdem der hintere Motor zugeschaltet ist und die Ente somit über Allrad und 56 PS verfügt! Mit einer ungewohnten Beschleunigung, vor allem im unteren Bereich, lasse ich den Landy problemlos zurück und fahre zwischen Kopfgroßen Schlaglöchern Slalom. Nach ca. 70 km hat der Spass vorerst ein Ende, ein Stück Asphalt hat uns wieder und wir kommen letztlich schon nach Einbruch der Dunkelheit, wieder über viel Piste, bei Peters Haus in der Nähe von Concepcion an. Peter ist (natürlich auch) ein ausgewanderter Deutscher, der hier - in der absoluten Einsamkeit - ein kleines Paradies für Backpacker und andere Reisende geschaffen hat. Wir kriegen herrliche Fischsuppe, gutes Bier und haben mit Peter, der dann viel von seiner eigenen Geschichte erzählt (! das würde aber den Rahmen hier sicher sprengen!) und zwei anderen deutschen Rucksackreisenden einen sehr gemütlichen und langen Abend. Seine Zimmer bzw. Hütten haben fast europäischen Komfort, kosten allerdings bloß ein paar Euros ! Mittwoch; es geht weiter in den Chaco. Das ist eine total ebene Halbwüstengegend. Kaum noch Ortschaften, das Klima wird wärmer, fast schon heiss, die Vegetation ändert sich. Immer mehr ziemlich große Kakteen, viel Palmen und dichtes 3-4 Meter hohes Buschwerk, sehr extensive Rinderwirtschaft (immer wieder rennen ein paar herum, hauptsächlich auf der Strasse!), die vereinzelten Häuser sind mehrheitlich aus recht unbearbeiteten Palmenstämmen, Wellblech und was sich halt sonst noch billigst anbietet, gebaut; haben höchstens zwei Räume, Strom gibt hier sowieso nur in den sehr weit auseinander liegenden Ortschaften. Und die Piste geht immer gradeaus; oft 50-60 km ohne Kurve oder Abzweigung! Mariscal Estigarribia; eine etwas größere Ortschaft nach 200 km Piste. Wir suchen und finden eine Tankstelle - man spricht deutsch; und zwar astrein! Walter erzählt, dass sich hier eine Mennonitengemeinde befindet, ausgewanderte Deutsche, die sich ihre Sprache bewahrt haben. Doch ziemlich überraschend am letzten Fleck dieser Erde! Wir erledigen unsere Zoll- und Ausreiseformalitäten (100 km vor der bolivianischen Grenze) in der Polizeistation gleich neben der Tankstelle und beschließen trotz einbrechender Dunkelheit noch zu Bekannten von Walter - ausgewanderten Schweizern - zu fahren. Als wir die richtige Abzweigung von der Hauptpiste finden ist es schon stockdunkel, die kleine Piste - eher so was wie ein ziemlich staubiger Feldweg - ist Walter auch erst einmal gefahren. Alex und ich versuchen in der Sahara-Ente den Anschluss nicht zu verlieren und müssen ziemlich Staub schlucken. Letztlich kommen wir dann doch an; die bellenden Hunde werfen unsere Gastgeber aus dem Bett und wir werden noch auf ein Bier im breiten schweizer Dialekt eingeladen, bevor wir zwischen gackernden Hühnern und einem kleinem Schwein, das dann noch schnell gefangen und in einen Käfig gesteckt wird, unsere Zelte aufbauen. Am Lagerfeuer erzählt mir die Schweizerin, Monika, noch ihre recht abenteuerliche Auswanderergeschichte und ihr Mann; Walter, entpuppt sich als Entenfahrer, der bis Mitte der 80er noch 2CV-Treffen besucht hat (ein entsprechendes Fotoalbum als "Beweis" hat er schnell zur Hand), bevor er der europäischen Zivilisation den Rücken gekehrt hat. Am nächsten Tag räumen wir "unsere" Ente aus, die hier auf der Estancia bis auf unsere Rückkunft warten wird und fahren zu fünft im Landy weiter. Noch etliche Kilometer staubiger Chaco liegen vor uns, dichter Chaco-Urwald mit Dornengestrüpp (20cm lange Dornen!!) links und rechts, bevor wir die bolivianische Grenze erreichen. Drei Grenzstationen (die letzte erst 60 km nach der Grenze), die diese Bezeichnung nach europäischen Maßstäben nicht verdienen und wir sind endgültig in Bolivien! P.S.: Carne con carne: In Paraguay gibt's eigentlich außer Rindfleisch mit Rindfleisch kaum was zu essen! Und falls doch, dann ist es für echte Paraguayer bestenfalls eine "Notmahlzeit" |