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Reisebericht Bolivien "Patria o muerte!"
Nach der bolivianischen Grenze ändert sich vorerst mal gar nix! Der Chaco
mit seinem undurchdringlichen 4-5 Meter hohen Gestrüpp, die extrem staubigen
Strassen (es gibt kein Eck und keinen Gegenstand im Landy mehr, das/der
nicht schon längst hoffnungslos eingestaubt wäre, aber man gewöhnt sich
eigentlich recht schnell an diese Ausgangsposition!), praktisch kein Verkehr.
Alles dasselbe wie auf paraguayischer Seite. Erst allmählich kommt etwas
mehr Grün links und rechts daher, die Vegetation ist nicht mehr ganz so
dicht, wir sehen sogar wieder so was ähnliches wie Dörfer und auch mehr
Kühe. Gegen Abend kommen wir in Villa Montes an, unserer ersten
Stadt in Bolivien. Der erste Eindruck, trotz Dunkelheit, ist durchaus
nicht unangenehm. Asphaltierte Strassen und sogar echte Gehsteige - zumindest
im Zentrum - sind wir schon ein paar Tage nicht mehr gewohnt! Wir checken
in einem Hotel ein, in dessen Hof Walter den Landy parken kann. Die Zimmer
sind, naja ich würd mal sagen, zweckmäßig, aber sauber und mit Dusche.
Die Plaza des Ortes ist ganz neu renoviert und mit Grünanlagen, einem
Denkmal und sogar mit modernen Skulpturen gestaltet. Wir fallen in das
erste einigermaßen vertrauenserweckende Lokal und bekommen dort riesige
Grillteller mit Salat vom Buffet. Was will man mehr? Fast-Vegetarier wie
unsere Fiona aus Australien können sich halt nur ans Salatbuffet halten.
Am nächsten Tag geht's um 8 Uhr weiter nördlich Richtung Santa Cruz. 450 Kilometer, sagt Walter; zwar alles Asphalt, aber mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von grade mal geschätzten 65 km/h (genaueres lässt sich nur schwer sagen, da ein funktionierender Tacho in einem fast 40 Jahre altem Landy zuviel Luxus wäre) ist der Tag schon verplant! Die Vegetation wird schnell noch üppiger und erinnert mich immer mehr an Thailand oder Malaysia, Palmen sehen wir immer öfter und ein Dorf reiht sich ans nächste. Allerdings passen auch diese eher ins asiatische Schema. Die meisten Häuser sind ziemlich einfach gebaut, zum Teil nur aus senkrecht stehenden, nur grob bearbeiteten Palmenstämmen und bestenfalls Blechdächern. Die Gegend ist grundsätzlich flach und fruchtbar. Ich bilde mir ein, dass hier wohl fast alles wachsen würde, was man einfach in den Boden steckt. Erst gegen 5 Uhr kommen wir an die Kreuzung, wo´s rechts nach Santa Cruz, einer größeren Stadt und links in die Berge nach Samaipata geht. Wir - außer Walter natürlich - sind alle schon zu müde um großangelegte Entscheidungen zu treffen und lassen uns gerne von Walter überreden weiter nach Samaipata zu fahren, wo nämlich schon ein Freund - ein ausgewanderter deutscher Metzger - auf uns warten würde. Noch dazu, wo niemand eine Ahnung hat, was wir - falls überhaupt - in Santa Cruz verpassen würden. Die Verkehrsdichte nimmt hier allerdings schnell zumindest europäische Ausmaße an; noch dazu, wo anscheinend grade Rush-Hour ist und auch noch eine Brückenbaustelle den schon ohnehin zähen Verkehr gänzlich zum Erliegen bringt. Tausende "Motos", Motorräder mit bis zu 250ccm bringen mit ihrer Slalomtechnik zwar etwas Leben auf die Strasse, vermehren den Stress aber auch gehörig. Hunderte Menschen, die meisten, Frauen wie Männer, mit den typischen schwarzen, großen Hüten und bunten, gewebten Tüchern, in denen sich vom Baby bis zum Großeinkauf alles recht praktisch verstauen lässt und die auf den Rücken gebunden werden, mit schlechten oder auch goldenen Zähnen drängen sich aus und in die vielen öffentlichen Busse, die alle 200 Meter anhalten. Die vorerst veranschlagten 2 Stunden nach Samaipata sind schon nach 20km fast vorbei! Aber es gibt eh kein Zurück mehr und Buschcamping ist hier auch nicht möglich, weil das Tal, in das wir nun einfahren, viel zu eng ist und sich kein Platz anbietet. Die Qualität der Strasse ändert sich dauernd, von gut asphaltiert bis Baustelle und Schotterstrasse. Was beständig bleibt, ist allerdings eine ziemliche Steigung, die unser vollbeladener Landy meist nur im ersten Gang bewältigen kann. Von der vermutlich schönen Bergkulisse sehen wir aufgrund der hier schon um ½ 7 einbrechenden Dunkelheit nichts mehr. Erst um 22 Uhr kommen wir in Samaipata, einem - wie sich erst am nächsten Tag herausstellen wird - hübschen und symphatischen Bergdorf, an. Der deutsche Fleischhauer hatte zwar schon fast geschlafen, begrüßt uns aber herzlich und weist uns ein eigenes Gästehaus (!!) in seinem tropischen Garten zu! Wir sind erstaunt und entschädigt für die doch ziemlich
anstrengende Tagesetappe! Ein gutes Abendessen und ein, zwei cervezas
in einem von einem Deutschen (hast du was anderes erwartet?) geführten
Pub am Hauptplatz lässt auch die etwas angeknackste Stimmung in unserer
Reisegruppe wieder aufleben . Der nächste Tag fängt mit einem üppigen
Frühstück im Haus des Metzgers an; dann fahren wir zuerst ins Museum in
der Stadt, um uns über die "Fuerte", einer Felsenfestung etwas außer-
und oberhalb der Stadt, zu informieren. Mittels eines recht guten Videos
erfahren wir, dass diese Festung schon in der Zeit vor den Inkas existiert
hat und wohl eher rituellen Zwecken vorbehalten war. Eventuell war sie
ein Treffpunkt der Menschn die in der Ebene wohnten und denen, welche
aus dem Hochland kamen. Gleich darauf fahren wir im Landy hinauf und bestaunen
die riesige Anlage, die auf einem sicherlich sehr kraftvollen Platz mit
toller Aussicht angelegt wurde. Welchen Sinn die vielen eigenartig oft
sitzmäßig in den Stein gemeißelten Plätze und Gravierungen ursprünglich
hatten, ist offenbar immer noch unklar und gibt uns Raum für allerlei
Phantasien. Zurück in Samaipata verbringen wir den Nachmittag zuerst gemütlich bei einem Kaffee bevor wir spontan zu einem Tal fahren, dass sich durch recht spektakuläre Erosionen auszeichnet und noch kaum bekannt ist. Den richtigen Eingang bzw. Abstieg finden wir zwar vorerst nicht, aber wir genießen die Wanderung durch Rinderweiden und Maisfelder. Trotzdem. Samaipata hat Flair und ist auch schon von den ersten Rucksacktouris entdeckt. Die entsprechende Infrastruktur mit Backpackerhostels, Internetcafes und Touranbietern ist nicht zu übersehen! Aber es gibt auch noch einen weiteren Grund, der immer mehr Reisende anzieht. In dieser Gegend hatte Che Guevara mit ca. 30 Companeros seinen letzten Einsatz. Der erfolgreiche Überfall auf die Kaserne im Ort war wohl der größte Erfolg der meines Erachtens viel zu schlecht geplanten Guerilla-Aktion, die dann im September 1967 ein unrühmliches Ende fand. Am folgenden Tag fahren wir weiter; der Landy bringt uns langsam aber stetig immer mehr bergauf, wir erreichen schon die 3000Meter Marke. Die Landschaft und auch die Vegetation verändern sich. Die hohen dichten Wälder werden immer niedriger; Kakteen treten oft an ihre Stelle, Die werden hier bis zu 7 Meter hoch, uralt und haben oft einen Durchmesser von einem Meter! Wir durchqueren eine spektakuläre Berglandschaft. Die Schotterpiste windet sich immer wieder die Hänge hinauf und erlaubt
uns laufend atemberaubende Ausblicke. Üppig grüne Hügel- und Berghänge
staffeln sich hintereinander und verlieren sich weit weg in unzähligen
Grauschattierungen. Wir erreichen schließlich Valle Grande, ein Städtchen,
das sich "rühmen" darf, 30 Jahre lang die sterblichen Überreste der Guerilleros,
die unweit von hier erschossen wurden, an offiziell geheimgehaltenen Plätzen
verscharrt zu haben. Erst 1997 wurden sie exhumiert und in ihre jeweiligen
Heimatländer überstellt. Dafür gibt's aber nun im Gemeindeamt ein "Che-Museum",
das durchaus informativ ist und mit vielen Fotos und Details aufwartet.
Ein Guide, den Walter schnell engagiert, bringt uns - im Reserverad auf
der Motorhaube des Landys sitzend - dann zu den ehemaligen Grabstätten.
Auf dem Platz, wo Che und vier seiner Gefährten eingescharrt wurden, gibt's
nun ein 2007 (40. Todestag ) neu errichtetes Mausoleum. Wirkt etwas deplaziert,
ist aber auch wieder mit schönen Fotos aus Che´s Leben ausgestattet. Weiter führt uns unsere Fahrt über atemberaubende Bergstrassen (die man sich allerdings eher als schlecht gewartete, geschotterte Forststrassen vorstellen muß!) nach La Higuera. In der Nähe dieses Dörfchens mit grad mal 35 Einwohnern und einem überlebensgroßen Che-Denkmal, das sich an einen malerisch schönen Berghang auf knapp 3000m schmiegt, wurden Che und seine letzten Companeros, nachdem sie aufgrund des auf sie ausgesetzten Kopfgeldes von einem Bauern verraten wurden, der ihnen noch Tags davor Unterschlupf gewährt hatte, erschossen bzw. gefangen. Heute wohnen dort neben den paar verbliebenen Bauern auch ein Grüppchen aufrechter Möchte-gern-Revolutionäre, die aber letztlich auch das einzige Hostel hier führen. Ein traumhaft schöner Platz mit ganz einfach eingerichteten Räumen, der vielleicht grad deswegen, weil es hier keinen Strom gibt, ein unbeschreibliches Flair hat. Wir beschließen spontan zwei Tage hier zu bleiben. Am zweiten Tag können wir mit einem einheimischen Guide zur Stelle wandern, an der das letzte Scharmützel stattgefunden hat. Wir plagen uns gut 1 ½ Stunden auf einem schmalen Pfad durch dichtes Unterholz immer bergab. Eine zum Glück schon tote, aber zu Lebzeiten recht giftige Korallenschlange treffen wir auf dem Weg. Letztlich erreichen wir in einem kleinen Tal in dichtestem Unterholz einen Bach. An dessen Ufer gibt's dann sogar eine kleine Che Gedenkstätte auf einer kleinen dem Dickicht herausgeschlagenen Lichtung. Fast andächtig sitzen wir dort; jeder hängt seinen Gedanken nach. Che wollte eigentlich hier in Boliviens Hochland eine Art Ausbildungscamp für Guerillakämpfer aus ganz Lateinamerika etablieren. Von hier aus hätten dann Befreiungskämpfe gegen die in den 60er Jahren in Südamerika noch weit verbreiteten USA-gesteuerten Diktaturen geplant und gesteuert weden sollen. Wortlos (okay, auch wegen des anstrengenden Marsches wieder bergauf) machen wir uns wieder auf den Rückweg. Im Dorf besuchen wir dann noch das kleine Che-Museum, das in dem Haus eingerichtet wurde, in welchen Che und die letzten zwei Companeros, schon verletzt, noch eine Nacht gefangen gehalten wurden, bevor sie tags darauf auf Befehl aus La Paz von einem kubanisch-amerikanischen Söldner erschossen wurden. Der amerikanische Geheimdienst hatte die bolivianische Armee natürlich tatkräftigst monatelang im Kampf gegen die 30 Guerilleros unterstützt. Zum Ausgleich gegen derlei schwere Kost fährt uns Walter dann rechzeitig zum Sonnenuntergang auf einen schönen Aussichtsplatz, und wir können das ganze Tal und auch den tief unten liegenden Rio Grande bewundern. Wer Bilder von diesem Ort sehen will, kann das auch im Internet unter www.lacasadeltelegrafista.com versuchen ! Am folgenden tag reisen wir ab, die Piste Richtung Villa Serrano. (Fortsetzung folgt ...) |